Fraktionsfokus: Dispossessed und andere Duardin

Zwerge! Seit der ersten Stunde World of Warcraft habe ich eine Vorliebe für sie. Vielleicht sogar schon länger. Bärte, Äxte, Schilde, raue Seelen und raue Umgangsformen. Ich freue mich besonders, dass Games Workshop in Age of Sigmar zu dem schöneren Begriff Duardin übergegangen ist. Dieser Fraktionsfokus widmet sich den Duardin der alten Art, den Dispossessed.

Ein bischen Hintergrund

Games Workshop hat im Rahmen des Age of Sigmar Reboots die Duardin mit weit mehr Zuneigung bedacht als die Aelf. Damals gab es nur ein Armeebuch für alle Zwerge (mit Ausnahme der Chaos-Zwerge, aber das ist eine andere Geschichte). Aktuell gibt es drei Duardin Fraktionen von denen zwei neu sind und auch eigene, neue Battletomes und Minis-Serien haben.

1. Neu: Die Fyreslayers. Die Fyreslayer sind aus den Slayer-Dwarfs der alten Welt hervorgegangen und glauben, ihre fehlende Kleidung und Rüstung, durch Haar- und Bartpracht auszugleichen, und durch Irrsinn. Fünfviertelnackte Barbaren mit einer Vorliebe fürs Frisieren und Ur-Gold. Erwähnte ich, dass sie auf Magmadrachen reiten? Mag-ma-drachen!

2. Neu: Die Kharadron Overlords. Sie haben sich genau in die andere Richtung entwickelt. Sie tragen Ganzkörperrüstungen und Schutzanzüge und haben Luftschiffe [sic!] gebaut, mit denen sie durch den Aether reisen. Steampunk-Arkanauten [sic!!] mit einer Leidenschaft für Schusswaffen und Artillerie. Und Aethergold.

3. Die Dispossessed. Sie sind die Nachfahren jener Duardin, die sich im Zeitalter des Chaos nach Azyrheim zurückgezogen haben und von dort gemeinsam mit Sigmar nun die acht Reiche der Sterblichen befreien. Sie versammeln, was von den Minis der alten Zwergen-Armee noch übrig ist und sind mehr oder weniger Vanilla-Dwarfs. Um sie soll es heute gehen.

Ein Haufen Gründe gegen die Disspossessed

Gegen die Disspossessed sprechen ein Haufen Gründe …

  • Sie gehören eigentlich zu den Verlierer-Fraktionen, denn …
  • … sie haben keinen eigenen Battletome …
  • … keine neue Minis …
  • … überhaupt nur wenige und zudem recht ähnliche Minis …
  • … und zwei nigelnagelneue Konkurrenz-Duardin-Fraktionen.
  • Sie bestehen praktisch nur aus sehr langsamen Einheiten.
  • Ihre schwere Einheiten sind in die Fraktion Ironweld Arsenal ausgelagert.
  • Sie haben überhaupt nur wenige taktische Optionen.

Aber … es sind Duardin. Es spielt keine Rolle, wie ihre Chancen stehen, wie gross die Übermacht ist, ob die Gegner grösser sind. Sie sind Sturköpfe und von einem Spieler einer Duardin-Armee sollte man doch soviel Starrsinn erwarten können, dass er darauf einen Scheiss gibt, was gegen ihn steht.

Meine zehn elf Gründe für die Duardin

1. Bärte, Zöpfe und lange Haare. Ich verstehe das nicht, habe es nie verstanden und werde es nie verstehen … wie um alles in der Welt kann man eine Fantasy-Setting für plausibel halten, in dem 95% der männlichen Figuren immer glattrasiert sind. Nicht nur kann ich mir das nicht vorstellen, dass die alle ständig Rasierzeug durch die Achte Reiche der Sterblichen schleppen. Es sieht auch einfach viel kuhler aus. Und Männer mit Zöpfen und langen Haaren! Wie kann man das nicht mögen?!

2. Der Schildwall … Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust, wenn es um Taktiken geht … Das erste Herz ist mein Blood-Angel-Herz: Mit allem, was man hat, so schnell es geht auf den Gegner zurasen und ein riesiges Loch dort hinschlagen, wo vorher das Herz seiner Armee war. Das ist nicht der Weg der Duardin.
Aber das zweite Herz ist mein Duardin-Herz: Mit einem Schildwall irgendwo auf dem Schlachtfeld herumstehen und zusehen, wie sich der Gegner Welle um Welle daran bricht; einfach so daran zerbricht. Unnötig zu erwähnen, dass die Duardin Meister in dieser Taktik sind und die Dispossessed ihre Cousins die Fyreslayer und Kharadron Overlords noch überbieten.

3. … und Feuerkraft. Ein Schildwall ist erst richtig schön, wenn dahinter eine Einheit steht, die genug Feuerkraft mitbringt, um alles, was der Schildwall and Gegnern übrig lässt in Staub und Asche zu verwandeln.

4. Longbeards und Ironbreakers. Die Longbeards und Ironbreakers gehören mit ihren bunten Rundschilden und Äxten zu den schönsten Battleline-Einheiten im ganzen Spiel.

Von der grossartigen Gelassenheit des Longbeard-Champions mal ganz zu schweigen …

5. Nähe zu den Fyreslayers und Kharadron Overlords. Anders als andere alte Splitter-Fraktionen haben die Dispossessed immerhin zwei brandneue Cousins, die viel Liebe von Games Workshop bekommen. Sollte es mit den Dispossessed doch eines Tages mal zuende gehen, kann man sich immerhin die Wahl zwischen den beiden jüngeren Cousins und kann seine alten Einheiten entweder als Proxies (man nimmt die Minis einer Dispossessed-Einheit, spielt sie aber nach den Regeln einer Overlords-Einheit) oder als Allies verwenden. Und in den nicht ganz so kompetitven Spielmodi kann man natürlich fluffige Armee und Kriegsscharen bauen, die alle drei Duardin-Fraktionen verbinden.

6. Gyrokopter und Kanonen. Noch näher als die Fyreslayers und die Kharadron Overlords stehen den Dispossessed die Gyrokopter (Plural: Der Gyrocopter und der Gyrobomber) und die Duardin-Kanonen (ebenfalls Plural) des Ironweld Arsenals. Schwere Artillerie galore, für den Fall, dass einem die Irondrakes nicht ausreichen …

7. Skandinavisch-keltische Mythologie und Kunsthandwerk. Machen wir uns nichts vor, eigentlich sind viele klassische zwergische Kulturen nicht viel was anderes als Wikinger von kleiner Statur. Und ich kann gar nicht sagen warum eigentlich, ich bin ja weder Skandinavier noch Schotte oder Ire, aber die Nordischen Sagen und das Keltische Kunsthandwerk ziehen mich – wie viele Nord- und Mitteleuropäer und Angloamerikaner – an. Irgendwas ist da an Runen und Flechtmustern und Äxten, das für mich funktioniert.

8. Third-Party Minis und Kit-Bashing. Es gibt latürnich jede Menge Minis und Bits für Vanilla-Zwerge von Third-Party anbietern. Beispielhaft soll da mal nur die Dwarves Army von Scibor Miniatures erwähnt werden, sowie deren Dwarven Basing Kits und das Dwarven Terrain. Ausserdem kann man die Dipossessed mit Game Workshop eigenen Space Wolves Bits kitbashen (Köpfe, Schwerter, Felle).

9. The Unforged. In der Welt, die war, waren die Slayer eine Subkultur innerhalb der Zwerge, erkennbar durch nackte Oberkörper, monströse Haarpracht und einem gehörigen Sprung in der Schüssel. Damals gab es ganze Slayer-Einheiten und einen Slayer-König. Die Idee der Slayers wurde in den Fyreslayers in eine eigene Fraktion gegossen und alle Modelle bis auf eines aus der Produktion genommen. Dieses eine Modell ist der Unforged, der Ungeschmiedete … das beste Zwergenmodell ever, ever …

10. Beer, Brawls and Bad Manners. In ihren aktuellen Ausprägungen haben alle Duardin viel von dem Humor und der Ironie der frühen Warhammer-Tage verloren und durch jenen High-Fantasy-Ernst und Epos getauscht, der die meisten Fantasy-Franchises in den letzten zwei Jahrzehnten dominiert. Aber eigentlich ist er noch da, dieser Geist, diese Idee, dass diese Kerle, die sich so stark geben, eben auch einen Haufen Schwächen haben, die sie menschlicher machen, als die kultivierten Aelfs oder die eisernen Stormcast Eternals.

Elf. Nähe zu den Wandereres. Das ist eine Sache, die ich an Age of Sigmar wirklich liebe: Ein paar der alten Stereotype hat es hinter sich gelassen oder bietet doch zumindest den Freiraum für die Spieler sie hinter sich zu lassen. Zwerge hassen Elfen, Elfen hassen Zwerge. Das ist einer der Stereotype, die seit dem Herrn der Ringe immer so gewesen sind. Es gibt ein paar Dinge, die dafür sprechen, aber viele, die dagegen sprechen: Nordisch-keltische Ästhetik, eine Liebe zur Handwerkskunst, lange Haare und Zöpfe, zum Beispiel. In Age of Sigmar verbindet die Dispossessed und die Wanderers noch ihr gemeinsames Schicksal als Asylanten in Azyrheim, als von Sigmar Beschützte, als Geschlagene und als Schuldbeladene, die viel verloren haben. Nennt mich verrückt, aber ich sehe da tolle Geschichten …

… und wie bei den Wanderers spricht natürlich auch die Gefahr, dass die Fraktion von Games Workshop irgendwann einmal nicht mehr aufgelegt und auslaufen gelassen wird dafür sich ihr jetzt – da sie noch da ist – zu widmen.

Armeaufbau

Ein weiteres Mal, gibt es leider keine ernsthaft brauchbare Starterbox. Immerhin: Im Rahmen der „Seasons of War: Firestorm“ Kampagne gibt es die Box „Warriors of the Great Cities: Tempest’s Eye„, die eine Einheit Ironbreakers, eine Einheit Irondrakes, einen Warden King und einen Gyrobomber enthält, nebst irgendwelchen Stormcast Eternals, für 130 Euro. Kaufte man alle Duardin einzeln, läge man bei 133 Euro. Man bekommt also quasie die Stormcasts geschenkt, die ihrerseits aber fast 90 Euro einzeln kosten würden. Da ich die Ironbreakers und Irondrakes als Pflichteinheiten sehe und man beim Gyrobomber vielleicht eh zuschlagen sollte, solange es ihn noch gibt, ist das keine schlechte Option, falls man die Stormcasts mag. Sonst kann man die sicher gut weiterverkaufen.

Ansonsten gibt es wenig Optionen zum Start. Ich würde direkt mit je einer Einheit Longbeards, Ironbreakers und Irondrakes starten (die letzteren beiden sind ja die selbe Box), sowie den Warden King und dem Unforged. Der Warden King ist schlicht die beste Wahl als General und der Unforged ist … eben der Unforged.

Alternative gibt es eine nette andere Option: Man kauft einfach eine Packung Ironbreakers / Irondrakes und baut die Hälfte davon als Breakers zusammen und die andere als Drakes, nimmt eine Hero-Miniatur dazu, die einem besonders gefällt und probiert damit mal ein Skirmish / Scharmützel aus.

Weblinks


Alle 9 Beiträge der Serie ‚Fraktionsfokus

  1. Fraktionsfokus: Skaven
  2. Fraktionsfokus: Seraphon
  3. Fraktionsfokus: Grots
  4. Fraktionsfokus: Wanderers und andere Aelfs
  5. Fraktionsfokus: Dispossessed und andere Duardin
  6. Fraktionsfokus: Sylvaneth
  7. Fraktionsfokus: Kharadron Overlords
  8. Fraktionsfokus: Stormcast Eternals
  9. Fraktionsfokus: Fyreslayers

Kommentare

Eine Antwort zu „Fraktionsfokus: Dispossessed und andere Duardin“

  1. […] Steampunk Duardin. Ich hab ja den Duardin schon wenig entgegen zu setzen, aber in der Steampunk-Version wären sie beinahe völlig unwiderstehlich, wenn sie nicht diese […]

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