Die … Unternehmung „One Page Rules„, bietet nach eigener Aussage vereinfachte Regeln und Minis für Settings an, die Age of Sigmar und Warhammer 40.000 stark ähneln. Ich hab mir das mal angeschaut.
Weil ich mich eh gerade wieder in Age of Sigmar einarbeite und mit dem Listbuilding meine Skaven Armee beschäftigt bin, habe ich deren Aufbau und Eigenheiten recht präsent.
Man findet alle aktuell verfügbaren Armee für die One Page Rules in der Army Forge, auch meine Skaven, die dort Ratmen heissen.
- Alle Einheiten sind gleichschnell. Nur ein paar, vergleichsweise selten verwendete Sonderregeln ändern das, aber auch maximal um 4″, soweit ich das sehen kann.
- Wie gut man schiessen oder im Nahkampf angreifen kann und wie gut man Moral-Tests besteht ist ein einziger Wert: Quality. Das fühlt sich odd an, weil Quality damit zur überragenden Eigenschaft wird.
- Dass man nur 3 Heroes haben darf, ist auch ein bisken ein Downer.
- Listbuilding ist schon mal komplexer als in AoS weil man für Waffenauswahlen und andere Zusatzeigenschaften nochmal Punkte bezahlt, wie früher in 40k.
- Für meine Ratmen ist das Listbuilding zudem etwas schräg, weil man jede Einheit maximal 3 Mal haben darf, aber insgesamt auch nur 10 Einheiten in der Armee haben kann. Da komme ich als Horde-Armee schnell an den Punkt, wo ich deutlicher weniger auf’s Feld stellen kann, als ich hab und stattdessen die bestehenden Einheiten mit Extras buffen muss, um überhaupt auf 1.500 Punkte zu kommen.
- Ausserdem haben meine Heroes eine Quality von 4+ und 5+ und kaum Buffs für Einheiten, was schon auch ein Downer ist. Aber das ist latürnich ein normaler zu erwartender Frustrations-Effekt: Dinge, die man im eigentlichen System an der eigenen Armee mag, sind in der Adaption nicht so gut, wie man eigentlich hoffen würde.
- Dafür kann man Heroes mit allem möglichen Schnickschnack ausstatten, was auf der Kitbashing-Seite wieder netter ist.
- Grundsätzlich scheint es wenig Synergien zwischen den Einheiten, aber auch zwischen den Sonderregeln/Spells der Armee und den Einheiten zu geben. Das ist schlüssig, weil dadurch bei 40k und AoS natürlich ein Teil der gefühlten Komplexität stammt.
- Einheiten werden, wie bei Warcry oder Kill Team abwechselnd zwischen den Spieler.innen aktiviert. So ist man zwar öfter dran, aber es erfordert mehr Overhead, wie bei Kill Team, indem man mit Tokens festhält welche Einheiten in einer Runde schon aktiviert wurden. Vermutlich kommt hier auch der 10-Einheiten-Max-Limit her.
- Es gewinnt, wer am Ende der letzte Runde mehr Missionsziele kontrolliert. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das mit dem Spiel macht, weil es die übriegen 3 Runden egal ist, wer welche Missionsziele kontrolliert.
- Ähnliches gilt für die Laufgeschwindigkeiten. Da fast alle Einheiten flat 12″ chargen dürfen und die Armee in der Regel 24″ auseinander stehen, könnte es sein, dass das System, vermutlich Nahkampfarmeen einen Vorteil verschafft.
- Kommandopunkte sind eine optinale Sonderregel.
- Defakto sparen sie sich eigentlich nur den Roll-to-Wound-Wurf. Und die getrennten Werte für Nahkampfangriff / Fernkampfangriff und Moral-Wurf. Da die ersten beiden bei AoS (und 40k) jetzt auch pro Waffe definiert und auf dem Blatt der Einheit stehen, scheint mir das insgesamt aber kaum was zu bringen.
- Die Beginners-Rules, die nötig sind, um das Spiel zu verstehen haben auch 16 Seiten (wie die erste Edition von AoS) und die Advanced Rules, die in etwa den gleichen Umfang herstellen, wie die AoS haben 48 Seiten, was sogar 4 Seiten mehr sind als die kostenlosen AoS-Grundregeln. Dafür sind aber 5 Seiten mit Missionskarten drin, sodass es sich wieder ausgeht. Dafür werden eine Reihe von Edge-Cases.
- Was wirklich nett ist, ist der Online-Army-Builder. Und die Preis- und Zugänglichkeitsstruktur natürlich. Dass die Armee-Listen nicht auf dem Server, sondern nur im Browser gespeichert werden ist latürnich ein bisken doof. Aber das macht der Warscroll-Builder von Games Workshop ja auch nicht besser.
- Die schwarzweiss gesetzten, für Print optimierten PDFs. Das ist ästhetisch (aber auch von meinen Seh-Skills her inzwischen) genau mein Ding.
- Sprachlich laufen sie in die gleichen Probleme wie Games Workshop auch. So wird z.B. in Sonderregeln öfter mal „attack“ benutzt, aber nicht erklärt, ob das nun auf Shooting, oder Melee, oder beides zutrifft.
- Alles in Allem ist mein Eindruck, dass es ein Spiel ist, bei dem der Spass mehr daher kommt, dass man überhaupt Armeen über einen Tisch schiebt und sich verdreschen lässt, und weniger daher kommt, welche Armee man spielt.
- Es ist nicht wirklich deutlich einfacher, als AoS, dafür weniger fluffig, was ja auch logisch ist. Ich glaube, es ist v.a. gut, wenn man nicht soviel Arbeit in eine Armee investieren will und deren besondere Eigenheiten einem weitestgehend egal sind.
- Wenn die AoS 4 Regeln so werden, die angekündigt, dürften beide System sich sogar verblüffend ähneln.
Noch ein weitere Worte. One Page Rules habe ich oben absichtlich als „Unternehmung“ bezeichnet, weil weder auf ihrer Webseite, noch im Patreon herauszufinden ist, wer eigentlich dahinter steckt. Vermutlich aus gutem Grund. Denn die Designs der Minis, Regeln und Artworks sind so eindeutig von Games Workshop übernommen, dass es vermutlich nur eine Frage der Zeit ist, bis sie weggeklagt werden. Uncle Atom hat dazu neulich deutliche Worte gefunden. Aaaber … OPR machen ein paar Dinge wirklich besser als Games Workshop und so vermute ich, dass das Konzept in der einen oder anderen Form doch bleibe wird, auch wenn die Unternehmung dahinter weggeklagt wird.
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