Farbschema – Planung, Auswahl, Umsetzung

Im folgenden Artikel will ich recht ausführlich auf verschiedene Aspekte des Themas Farbschema eingehen, die Auswahl und Umsetzung. Vorher aber etwas Einleitung …

Dieser Text wurde zuletzt aktualisiert am 5. November 2019.


Die zwei wichtigsten Schritte ins Hobby sind gleichzeitig die schwersten. Und ich könnte nicht einmal sagen, welchen man zu erst machen sollte.

  • Auswahl einer Armee
  • Auswahl eines Farbschemas

Traditionell steht zuerst eigentlich die Auswahl der Armee und das aus guten Gründen … die Minis sollten einem gefallen und die Regeln auch. Der Rest kommt von normaler Weise alleine.

Aber … ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es einfach passieren kann, dass man ein Farbschema nicht gerne malt. Deswegen kann man auch anders herum beginnen und sich fragen, was man gerne malen würde, immerhin verbringt man vermutlich nicht zu wenig Zeit mit dem Malen.

Im folgenden Artikel schauen wir uns also die Planung und Umsetzung von Farbschemata an. Dabei liegt ein Fokus auf grossen Armeen, den nur ein halbes Dutzend Minis anmalen bedeutet zwar auch, dass man sich zuvor für ein Farbschema entscheiden muss, aber man muss das halt nicht hunderte von Minis lang durchziehen.

Letzter Hinweis, bevor es losgeht: Dieser Artikel ist schwer geprägt von einer Artikel-Reihe, die im ehemaligen Blog 40Kings online war. Vielen Dank an „Klatschi“, der die Artikel damals online gestellt und mir damit sehr geholfen hat!

Was will ich? Und was kann ich?

Bevor man auch nur in die Nähe der ersten Farbe kommt, gibt es zwei Achsen auf denen man sich bewegt, wenn es um den Plan für eine Armee geht.

  1. Schnell vs. Schön & Sauber
  2. Was beherrsche ich mit links? vs. Was fordert mich als Maler heraus?

Im Grund geht es hier dabei darum, das eigene Frustrations-Niveau auszuloten. Entscheide ich mich eher für ein Farbschema in Richtung „Schön & Sauber“ und „Herausfordernd“ werde ich erheblich länger brauchen, auch mit Drybrushing, Inks, Shades, Washes, und Contrast Paints – und längere Zeit heisst, höhere Wahrscheinlichkeit für Frustration.

Turnierstandards

Praktischer Weise gibt es im Hobby einen Quasie-Standard für’s Anmalen: Die Turnier-Bewertungen. Viele Turniere haben ein Mindestmass an Bemalung als Teilnahmebedingung. Im Folgenden Liste ich mal die Wertungsskala der Northguard Challange (die inzwischen eingestellt wurde) auf. Weil nicht nur die Mindestanforderungen spannend sind, habe ich mal die ganze Skala übernommen …

  • Die Armee ist vollständig bemalt, aber nur mit einem 3-Farben-Standard. – 0 Punkte Vorrausetzung für ein Turnier
  • Einheitliche Bemalung: keine Mischung von Stilen oder gar unterschiedliche Farbschemata in einem Trupp. Dies betrifft NICHT unterschiedliche Farbschemata (Eldar Aspektkrieger, unterschiedliche Chaosgötter, etc.) – 0 Punkte Vorrausetzung für ein Turnier
  • Die Armee ist vollständig bemalt und geht über einen 3-Farben-Standard hinaus. – 3 Punkte
  • Saubere Grundfarben: die Grundfarben sind sauber aufgetragen. – 1 Punkt
  • Details wie Augen, Edelsteine, etc. sind bemalt – 1 Punkt
  • Handgemalte Details: Details (die sauber ausgeführt wurden) wurden zugefügt, z.B. Bannerkunstwerke, Blutflecken, Dreck, etc. – 2 Punkte
  • Künstlerisch: Banner, Markierungen und Details sind in höchstem Standard bemalt. – 3 Punkte
  • Erkennbare Akzente/Schattierungen: Trockenbürsten, Tuschen, etc. vorhanden – 1 Punkt
  • Schichten von Akzenten: mehr als eine Schicht von Akzenten vorhanden (kann z.B. Shading, Blending enthalten). – 2 Punkte
  • Gestaltet Bases: Die Bases sind mit Materialien (Sand, Steine, Fliesen, etc.) versehen oder sind mit Details bemalt. – 1 Punkt
  • Spezielle Details: Es gibt Extra-Details (Helme, Schädel, Geröll, etc.) auf einem Großteil der Bases – 1 Punkt
  • Umbauten (nur eine Variant möglich)
    • Minimal: die Armee hat einige kleine Umbauten (Tausch von Köpfen oder Waffen, Winkel von Armen, etc.) – 1 Punkt
    • Gering: ganze Einheiten haben Multikit -Umbauten wie Tausch von Köpfen oder Waffen aus verschiedenen Boxen. – 2 Punkte
    • Bedeutend: die Armee enthält einige schwierige Umbauten wobei z.B. Greenstuff, Plastikkarton, Bohren oder Sägen verwendet wurde. Alternativ hat die gesamte Armee gut gemachte Multikit-Umbauten. – 4 Punkte
  • Wow Effekt1 Punkt

Wir sehen also: Mindestanforderung sind 3 Farben. Das bedeutet, dass ich mir meine geplante Armee mal ansehen sollte, welche 3 zentralen Farben ich benötigen bzw. verwenden kann. Klar gibt es ganz oft Anlass, über 3 Farben hinauszugehen: Noch ein Gold-Amulett hier, einen roten Edelstein dort, lederne Taschen, knöcherne Schädel auf der Base. Aber klar ist auch: Jede Farbe, die ich extra wähle bedeutet – wenn’s gut aussehen soll – gleich vier Arbeitsschritte:

  1. Base/Contrast
  2. Layer/Reparieren
  3. Wash
  4. Highlights/Drybrush

Evtl. kann man da noch einen oder sogar zwei sparen, aber vermutlich kommt man doch eher bei vier oder sogar raus. Daher: Vorsicht bei der Auswahl der Menge der Farben!

Die Northguard-Skala ist aber eine gute Richtlinie um zu schauen, welche Dinge man erreichen möchte und welche man erstmal weglassen kann.

Battle Ready & Parade Ready

Games Workshop hat parallel zur Einführung der Contrast Paints einen eigenen Mindeststandard für Bemalung eingeführt, der offiziell für alle Spiele innerhalb ihrer Läden gilt: Battle Ready. Wobei es Battle Ready in zwei Ausführungen gibt.

Classic Method

  • Grundiert
  • Base – mit i.d.R. drei oder vier verschiedenen Farben
  • Shade – mit i.d.R. drei oder vier verschiedenen Farben
  • Bemalte Base (mit einer Technical Colour)

Contrast Method

  • Grundiert
  • 1 Layer Contrast Paint mit i.d.R. drei oder vier verschiedenen Farben
  • Bemalte Base (mit einer Technical Colour)

Das schöne dabei ist, dass man auf Contrast-Paints genauso aufbauen kann, wie auf der klassischen Base/Layer/Highlight-Vorgehen – also entweder die Contrast-Paint noch weiter shaden, oder hightlighten. Dann erreicht man das nächste definierte Level: Parade Ready. Klar ist aber auch hier: Extra-Qualität kostet Extra-Zeit.

Und: Man muss ja nicht alle Farben auf den Minis Parade Ready machen. Manche funktionieren in Battle Ready ja schon ganz gut. Hier gilt im Grunde das gleiche, wie bei der Northguard-Skala: Sich vorher bewusst werden, wo man sich ungefähr im Spektrum zwischen „Schnell“ und „Schön“ einsortieren möchte.

Farbschema-Findung

So! Jetzt wird’s spannend. Auf geht’s zum eigentlichen Farbschema. Wobei die Frage nach dem Farbschema im Grund in drei Teile zerfällt …

  • Welchen Farbstil verwende ich?
  • Welche Farben will ich?
  • Wo sollen welche Farben hin?

Bevor wir uns diesen Fragen nähern gibt es aber eine vorgelagerte Frage, nämlich …

Wieviel Nerv hab ich?

Diese Frage ist ein bisken eine Wiederholung des „Schnell“ vs. „Schön“ Problems aus den vorherigen Abschnitten, geht aber ein wenig in eine andere Richtung. Hier ein paar Aspekte, der Farbschema-Wahl, die beispielhaft diese Frage beantworten.

  • Welche Grundierung nehme ich? Vor der Einführung von Contrast-Paints war es eher üblich schwarz als Grundierung zu verwenden, weil die schwarze Grundschicht den Vorteil hatte, dass man sehr schwer erreichbare Stellen einfach schwarz lassen konnte, weil sie so wirkten als lägen sie im Schatten. Das ist bei Grau-, Beige- und Weiss-Tönen natürlich schwieriger. Noch einfacher wird es, wenn man die Grundfarbe der Miniatur gleich als Grundierung sprühen kann, wie z.B. Mephiston Red für Blood Angels.
  • Welche Hautpfarbe nehme ich? Nicht alle Farben lassen sich gleich leicht und schnell auftragen. Mit Contrast-Paints ist das zwar etwas einfacher geworden, aber Weiss und kräftiges Gelb sind z.B. immernoch einfach schwerer in der gewünschten Qualität zu erzielen als dunklere Töne.
  • Welche Farben sollen wo hin? Bei Space Marines gibt es traditionell auch halbierte und geviertelte Farbschemata. Die sind latürnich um ein vielfaches aufwändiger, wenn man damit eine ganze Armee bemalen möchte.
Man will sowas eigentlich nicht malen …
… auch wenn es saukuhl aussieht.

Wieviel Kontrast will ich?

Ha-ha! Wer jetzt gedacht hätte, dass wir endlich zur Auswahl der Farben kommen irrt. Naja zumindest fast. Bevor ich mich nämlich für ein konkretes Farbschema entscheide muss ich mir Gedanken darüber machen, wie die Minis auf dem Spielfeld wirken sollen. Hierfür ist vor allem eines entscheidend: Kontraste. Es gibt verschiedene Weg, Kontrast auf Minis herzustellen …

  • Hell/Dunkel,
  • Warm/Kalt,
  • starke Akzente/weiche Akzente,
  • Comic/Realismus …

… und mit Sicherheit auch noch ein paar mehr. Klar ist: Ich kann diese verschiedenen Kontraste mit einander kombinieren.

Kontraste zwischen hellen und dunklen Farben auf dem Mini erschliessen sich ziemlich schnell. Am stärksten wirken hier natürlich immer die beiden kontrastreichsten Farben, Schwarz und Weiss, weswegen man diese oft für Details verwende, wie z.B. bei den Ordensmarkierungen auf den Schulterpolstern der beiden Space Marines oben.

Dann sollte man noch darauf achten, wie man mit warmen und kalten Farben arbeitet. Rot, Gelb, Orange werden als warme Farben bezeichnet, Blau und Blaugrün als kalte. Grün kann beides sein, ebenso Violett; das hängt immer stark vom jeweiligen Mischverhältnis ab. Einen starken Kontrast bilden stets die Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen (wobei sich das je nach Farbkreis unterscheiden kann) …

Ittens Farbkreis, 1961, aus der Wikipedia

Wieviel Comic will ich?

Comic-Stil zeichnet sich durch Techniken aus, die bei seinem namensgebenden Vorbild, der neuten Kunst auch eingesetzt werden: Kräftige Farben, kontrastreiche Farbschemata und auffälliges Blacklining bzw. Darklining (also einen dunklen Strich zwischen zwei Bereichen einer Miniatur, beispielsweise zwischen Kleidung und Rüstungsplatte oder zwischen zwei Rüstungsplatten), also die klare Trennung einzelner Farbbereiche einer Figur. Hier kann man auch noch harte, “unechte” Akzente dazunehmen, ohne dass dies falsch wäre. Hier mal ein sehr überzogenes Beispiel für Comic-Stil …

Leider „nur“ auf Pinterest gefungen und ohne Quelle.

Ganz deutlich zu erkennen sind hier die kontrastreichen Farben, das starke Blacklining (besonders gut auf den Messern im Vordergund zu sehen). Ich selber finde diese vier Orks auch etwas übertrieben, aber was man ohne jeden Zweifel sagen kann/muss ist, dass sie grossartig auf dem Tisch wirken, weil ihre Details auch noch aus einiger Entfernung gut ins Auge stechen. Das erkennt man sehr schön, wenn man das Bild mal drastisch verkleinert.

Realistische Grösse, bzw. Kleine

Jetzt sieht man sehr schön, dass die übertriebenen schwarzen Linie auf den Messern immer noch gut wirken. Aber soweit muss man eigentlich gar nicht gehen. Ein intensiver aber sauberer Einsatz von Shades/Inks/Tuschen zusammen mit krätigen Hightlight an den meisten Kanten sollte ziemlich genau den selben Effekt erzielen.

Dem Comic-Stil entgegen steht der „realistische“ Stil. Letzterer verwendet hauptsächlich gedeckt Farben, mit einem hohen Grau- resp. Schwarz-Anteil und weiche Verläufe.

Wichtig ist hier wieder die Eingangsfrage: Wie sollen die Minis auf dem Tisch wirken?

Wie geht’s weiter? Space Marine Painter!

Ein guter Weg, um ein Farbschema auszuprobieren, ohne einen einzigen Mini zu kaufen oder einen Topf-Farbe aufzumachen ist der Space Marine Painter von Bolter and Chainsword.

Obschon er nur für Space Marines ist, kann er doch eine grosse Hilfe sein, um zu entscheiden a) welche Farben man überhaupt zusammen verwenden möchte und b) wie die verschiedenen Farben auf dem Mini verteilt werden könnten. Grundsätzlich kann man hier natürlich auch versuchen, für andere Armee zu abstrahieren. Die meisten Minis sind ja doch irgendwie humanoid.

Wie geht’s weiter? Test-Minis!

Hat man sich für ein Farbschema entschieden empfiehlt es sich das ganze mit Test-Minis auszuprobieren. Da man bei Test-Minis ja Zeit hat und dazu neigt dazu, mehr Details zu machen und feiner zu arbeiten, als später bei der Armee, empfehlen sich zwei Dinge um hinterher a) ein reproduzierbares Ergebniss zu haben, dass b) nicht zuuu aufwändig ist …

  • Nebenbei aufschreiben, was man gemacht hat, welche Farben man in welcher Reihenfolge aufgetragen hat! Das vergisst man echt schneller, als man das für möglich halten würde.
  • Photos von Zwischenständen machen, um zu schauen, womit man schon zufrieden ist! Hier reichen ja einfache Handyphotos ruhig auch von etwas weiter weg.

Uncle Atom sagt überigens, dass es gar nicht immer nötig ist, Test-Minis zu nehmen (oder gar extra welche zu dem Zweck zu kaufen). Gerade wenn man ausprobieren möchte, wie ein Farbschema rein auf der farblichen Ebene wirkt, reicht es einfach irgendwelches Plastik zu bemalen, dass man noch im Haus hat, Joghurtbecher, Verpackungen, whatever.

Das gilt gleich doppelt, wenn man sich nicht nicht sicher ist, welche konkreten Farben man verwenden will, also, wenn’s z.B. darum geht, ob man bei einer schwarzen Rüstung die Highlights, lieber mit einem Hellgrau, Dunkelgrau oder Blaugrau macht.

Bestehende Farbschemata – Analysen und Inspirationen

Nun sollen mal eine Reihe von möglichen Farbschemata vorgestellt werden, damit man mal schauen kann, wie sich die zueinander verhalten, und wie die obigen Regeln eingesetzt werden. Ich schaue mir dabei zuerst Space Marines an, weil sich hier durch die gleichförmigen, modernen Rüstungen im Laufe der Jahre einige sehr gut funktionierende Farbschemata herausgebildet haben. Das Schöne ist aber, dass die Einsichten problemlos übertragbar sind. Selbst eine Armee wie die Sylvaneth, dass eigentlich einen organisch-biologischen Rahmen hat, kann ein seeehr weites Farbspektrum anwenden. Weiter unten schaue ich mir dann auch Age of Sigmar Armeen genauer an.

Black Templars

Die Black Templars sind wunderschönes Beispiel für kontrastreiche und effektiv bemalbare Minis: Schwarz als Primärfarbe ist einfach aufzutragen entweder als Grundierung oder Base-Farbe.

Weiss und helles Beige als maximaler Kontrast und sekundäre Hauptfarbe dazu. Dazu kommt noch, dass das Ordenssymbol auf den Schulterpanzer selber wieder schwarz ist und den Kontrast weiter verstärkt.

Rot als dritte Farbe, um punktuelle Akzente zu setzen. Rot ist dabei Ideal, weil es sowohl zum Schwarz als auch zum Weiss einen starken Kontrast bildet. Einfach und effektiv.

Hier noch drei Biespiele, wie das an Minis aussieht.

Der Champion des Imperators – die klassische Verteilung: Hauptsächlich Schwarz, Weiss als Sekundär-Farbe und Hauptkontrast, Rot für Details. Und – fast immer unumgänglich – ein Metallton für Waffen, Rüstung und ähnliches, in diesem Fall ein zurückhaltendes Silber.

Ordenspriester Grimaldus – Deutlich mehr Rot, um seine Sonderrolle in der Armee zu betonen, aber auch mehr Silber, das ihn martialischer aussehen lässt. Und: zwei grössere Element in einer fünften Farbe: Gold (Corzius und Melter), was wiederum für mehr Abwechslung sorgt.

Und schliesslich Ordensmeister Helbrecht: Schwarz hat mit Gold als Primärfarbe gewechselt, um die herausragende Position der Figur anzuzeigen, ist aber immer noch eine dominante Farbe. Weitere Detaisl – wie die Kerzen, oder das Ding (was auch immer das sein mag), das er in der linken Hand trägt – sind im gleichen Farbschema gehalten.

Ultramarines

Die Posterboys der Space Marines machen auch wieder alles richtig: Ein kräftiges, aber nicht zuhelles Blau als Primär-Farbe.

Dann Weiss und Gold als zurückhaltende Sekundär-Farben. Beide wirken nicht nur stark im Kontrast zum Blau, sondern auch gut miteinander.

Schwarz und Silber für die Waffen sind mal wieder unumgänglich und ein klitzekleiner Akzent von Rot, der an diesem Primaris nicht viel Arbeit gewesen sein dürfte.

An weiteren Minis mit spezielleren Funktionen wirkt das dann wie folgt.

Der Primaris Leftennant ist noch weitestgehend im Hautpfarbschema: Blau, Gold, Weiss (das Ordenssymbol kann man jetzzt nicht so gut erkennen). Die neue Primaris-Rüstung lässt aber auch gut erkennen, wieviel Mühe sich Games Workshop gegeben hat, Kontraste (und damit Comic-Effekte) zu erhöhen: Viele Fugen in der Rüstung sind fast schwarz. Ausserdem sehen wir hier schon auf dem Helm den etwas erweiterten Einsatz von Weiss und Rot zusammen.

Der Space Marine Captain ist normalerweise der Anführer einer Armee. Dementsprechend sehen wir hier nicht nur mehr Weiss und Rot (Umgang und Helmbusch), sondern auch noch Braun (Leder-Bänder) und Grün (Gürtelschnalle und Banner).

Crimson Fists

Die Crimson Fists sind ein schönes Beispiel dafür, wie man mit einem ähnlichen Farbschema, doch einen ganz anderen Effekt erzeugen kann.

Sie verwenden ebenfalls ein Blau als Hauptfarbe, aber ein deutlich erkennbares Stück dunkler.

Rot als Sekundärfarbe stellt wiederum einen starken Kontrast her, ist aber im Vergleich zum Weiss und Gold der Ultramarines von sich aus schon dunkler und unterstützt so das dunklere Blau im Thema des Farbschemas.

In die gleiche Kerbe schlägt die Tatsache, dass die Crimson Fists für Metall-Elemente eher ein gedecktes Silber verwenden, als Gold. Gut zu sehen hier beim Aquilla auf der Brust der Marines.

Beim diesem Dreadnought der Crimson-Fists kann man gut erkennen, dass das Blau sogar fast ganz bis ins Schwarze getrieben wurde, wodurch sich natürlich der Kontrast zum Silber und Rot erhöht.

Imperial Fists

Die Imperial Fists sind ein schönes Beispiel, wie stark der Eindruck einer Armee selbst von den tritiären Farben abhängen kann.

Das klassische Farbschema der Imperial Fists sieht Gelb als Primärfarbe vor und Rot und Schwarz als Sekundär-Farben, ergänzd durch ganz wenig weiss.

Erhöht man den Anteil von Weiss und Rot, wie bei diesem Artwork, steigt der Kontrast ein wenig und die Figur wirkt im ganzen wärmer.

Entfernt man Rot und Weiss fast vollständig, bleibt zwar ein starker Kontrast erhalten, die Figur bekommt aber eine viel düstere Anmutung.

Iron Warrios

Ein schöner Kontrast zu den Imperial Fists sind die Iron Warrios (die gaaanz zufällig auch noch ihre Erzfeinde sind): Sie verwenden ebenfalls Gelb und Schwarz, aber nur als Sekundär-Farben, und noch dazu in einem immer wiederkehreden Schrägstreifen-Muster.

Sogar Rot taucht als Detailfarbe wieder auf, hier in den Augen und den Raketenköpfen. Grundfarbe ist ein neutrales, aber kaltes Silber bzw. Metallic-Grau. Nicht unerwähnt sollte dabei sein, dass das ein sehr dankbares Farbschema ist, weil sich das Silber gut grundieren lässt, und dann „nur noch“ die schwarz-gelben Details (und ganz wenige rote) aufgebracht werden müssen.

Blood Angels

Die Blood Angels sind eine schönes Beispiel für eine Variation des Maximal-Kontrast-Trios Schwarz-Weiss-Rot, dass wir schon bei den Black-Templars gesehen haben. Diesmal ist allerdings das Rot die Primärfarbe, man muss seinem Namen ja alle Ehre machen.

Der Eindruck ist latürnich direkt ein völlig anderer. Warum ich die Blood Angels aber vorstelle, hat einen anderen Grund: Sie nutzen die Komplementär-Farbe zu Hauptfarbe in den Linsen der Helme: Grün. Und obschon die Linsen winzig und einfach sind, im Vergleich zu den anderen Details, stechen sie auf Grund des Grüns doch deutlich hervor.

Space Wolves

Die Space Wolves sind einer der Armeen, die von Haus aus das vielleicht breiteste, und gleichzeitig einheitliche Farbschema hat. Der Trick hierbei ist, dass die Primärfarbe ein neutrales Grau ist, dass sich zu den restlichen Farben ziemlich zurückhaltend verhält. Ergänzt wird das hellblaugrau um nicht weniger als Schwarz, Gelb, Rot und Weiss in verschiedenen Kombinationen als Sekundärfarben, je nach Trupp-Typ.

Grau + Rot und Gelb – Assault


Grau + Schwarz und Rot – Troops


Grau + Schwarz und Weiss – Support


Grau + Schwarz und Gelb – Veteranen


Grau + Rot und Weiss – Wulfen

Das jeweilige Trupp-Farbschema lässt sich natürlich auch auf andere Teile des Minis ausweiten, als nur auf die dafür vorgesehenen Flächen. Sehr schön sieht man das bei den Wolf Guard Veteranen oben, die eine Banner tragen, das weitestgehend ins Schwarz und Gelb gehalten ist.

Was man an den Minis aber auch schon sehen kann: Die Space Wolves sind in Sachen Geschwindigkeit eine sehr undankbare Armee, da zusätzlich zu den drei Grundfarben plus Metalle fast immer noch Hauttöne, Haare, Leder, Knochen, Steine und Felle kommen.

Die Legionen

Für einen kleinen weitere Überblick … hier man die 20 18 ursprünglichen Legionen, in ihren ursprünglichen Farbschemata.

Aber jetzt endlich mal zu Age of Sigmar …

The Stormhosts of the Stormcast Eternals

Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Stormcast Eternals Games Workshops Versuch sind, den Erfolg der Space Marines nach Age of Sigmar zu übertragen. Dazu gehört auch: Vollkörper-Rüstungen, die eine maximalen Freiraum bei der Auswahl eines Farbschemas und beim Bemalen lassen, yeah! Und Games Workshop machen von dieser Freiheit selber bereits im Battletome reichlich Gebrauch …

Um die ganze Fraktion konsistent zu halten finden sich ein paar Dinge im Farbschema, die wiederkehrend sind: Fast jeder Stormhost hat einen Goldenen Rand am Schild und silberne Hämmer. Jenseits dessen ist aber viel möglich: Gold-und-Blau, Schwarz-Weiss-Rot-Gold, Weiss-und-Blau, Mehrere Varianten von Violett (das die Komplementärfarbe zu Gelb ist, also Gold und daher neben Gold besonders gut wirkt), sogar Grün, Türkis und Metallic-Petrol.

Es gibt aber auch ebenso einfache, wie aussergewöhnlichere Ansätze. So z.B. die Primal Kings von Tale of Painters oder das Immortal Tribunal von Ex Profundis (ich verwende hier keine Bilder der Sites). Beide Farbschemata sind grundsätzlich sehr einfach, mit wenigen, klaren Primär und Sekundärfarben und starken Kontrasten. Gerad das Immortal Tribunal zeigt sehr anschaulich, wie effektiv es ist, eine kontrastreiche Detail-Farbe nur sehr spärlich einzusetzen.

Sylvaneth

Als Baumwesen sollte man eigentlich denken, dass für die Sylvaneth eher nur ein eingeschränktes Farbspektrum in Frage kommt: Brau für Holz, Grün, done. Aber: Weit gefehlt! Auch wenn die Sylvaneth nicht den Vorteil lakierter Rüstungen haben, so steht ihnen doch das volle Farbspektrum der Natur und der Jahreszeiten zur Verfügung …

Naheliegendes, klassisches Farbschema: Primärfarbe Dunkelbraun für weite Teile der Rüstung / Rinde. Aber: Für mehr Kontrast sind Teile des Körpers in einem Hellbraun / Beige gehalten. Sekundär Farbe. Grün als weiterer Kontrast und Hellblau für besondere Details.

Hier ist praktisch das selbe Farbschema im Einsatz, aber mit einer anderen Verteilung. Sehr schön kann man hier sehen, wie durch die Verwendung des hellen Sandtons die Köpfe stärker hervorgehoben werden und durch die eigene dunkle Tusche intensiver wirken.

Wieder nur eine kleine Variation des ursprünglichen Farbschemas. Diesmal sind die kalten Blautöne durch Gelb und Orange ersetzt worden. Da das Orange selber etwas dunkler ist, wurde das Braun auch etwas dunkler gewählt, um weiterhin einen hohen Kontrast zu erreichen.

Im Grund bewegen wir uns immer noch im gleichen Farbschema, aber diesmal ist ein helles Graubraun die Hauptfarbe. Wiederum wechselt der Gesamteindruck der Miniatur deutlich.

Wie weit man mit einer hellen Grundfarbe gehen kann, zeigt diese Beispiel beeindruckend. Der fast weisse Körper erinner als altes Holz, während die roten und rosa Blätter natürlich an Frühlingsblüte erinnern.

Uniforms & Heraldry

Eine weitere grossartige Inspirationsquelle ist bzw. war Games Workshop kleine Reihe Uniforms & Heraldry. Leider gab es in der Reihe nur drei Bücher: The Empire, Skaven und High Elves, aber jedes der Bücher ist ein wahre Füllhorn an Farbschemata.

Die Reihe wird leider nicht mehr aufgelegt (auch, weil sie noch pre-age-of-sigmar ist), aber man bekommt mit etwas Geduld die Bände noch bei ebay. Obacht: Es gab die Reihe sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch, dann unter dem Titel „Uniformen und Heraldik“.

Tips und Tricks

Soo … nun auf, auf! Probiert Farbschemata aus! Hier noch ein paar Tips und Inspirationen, die sich mir mit der Zeit als ganz hilfreich erwiesen haben …

  • Farbschema einer anderen Fraktion klauen. Oft haben populäre Fraktionen ein eigenes, leicht wiedererkennbares Farbschema, das auch nicht von anderen Fraktionen verwendet wird. Ein solches Farbschema auf eine fremde, möglicher Weise sogar weit entfernte Fraktion zu übertragen könnte zu einem einen guten Effekt führen. Ich selber habe z.B. meine Kharadron-Overlords-Warband im Stil der Raven Guard angemalt.
  • Mit den Standard-Thema der eigenen Fraktion brechen. Die meisten Fraktionen haben trotz der vielfältigen möglichen Farbschemata doch ein durchgehendes Thema, wie z.B. das Gold bei den Stormcast Eternals. Mit diesem Thema optisch zu brechen ist ebenfalls eine Option für Wiedererkennbarkeit, so gibt es z.B. die Stormcast Eternals mit verrosteten Rüstungen.
  • Kleine Variationen können viel bewirken. Wir haben das oben schon ein paar Mal gesehen: Ganz oft ist es so, dass man in einem bestehenden Farbschema nur etwas relativ kleines verändern muss, um einen ziemlich anderen Gesamteindruck zu bekommen. Falls man also mal nicht damit zufrieden ist, wie ein Farbschema auf den ersten Minis wirkt, einfach nochmal schauen, was man vielleicht anders ausbalancieren könnte, eine Farbe mehr zurücknehmen, oder eine andere stärker einsetzen.

Inspirationen

  • Die Battletomes enthalten stets eine ganze Reihe verschiedener Farbschemata.
  • In der Wahrammer Community werden regelmässig ausgefallen Armeen vorgestellt.
  • Die Citadel Colour Website enthält ein paar Anregungen für ausgefallenere Farbkonzepte
  • CoolMiniOrNot ist immer noch der Ort um die besten Minis für die eigene Fratkion zu finden. Einfach mal nach dem Eigenen Fraktionsnamen oder nach Namen von Signature-Units der Fraktion suchen und dann nach Rating (Descending) sortieren.
  • Bei Pinterest gibt es viele beeindruckende Beispiele für ausgefallen Farbschemata, leider nur schwer zentral zugänglich. Ein guter Einstieg dürfte eine Suche nach Warhammer Miniature Painting sein.
  • #paintingwarhammer ist das zentrale Tag auf Instagram.

Summa Colorum

Wie eingangs erwähnt, war mir der Artikel der 40Kings lange Zeit (bis die Seite offline ging) eine grosse Hilfe und ich hab dort regelmässig nochmal nachgeschaut und war sehr traurig als die Site offline ging. Umso froher bin ich jetzt, das meiste davon hier wieder in neu zu haben. Ich werde versuchen den Artikel noch zu erweitern und regelmässig zu aktualisieren. Tipps und Hinweise sind herzlich willkommen.

Versionsgeschichte

  • 5. Novemer 2019: Den Abschnitt „Uniforms & Heraldry“ ergänzt.
  • 25. Oktober 2019: Artikel in seiner ersten Form veröffentlicht.

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