Eine Schwierigkeit beim Aufbauen von Armeen für Age of Sigmar Armeen ist die grosse Auswahl an Optionen und sogar verschiedenen Regeln nach denen man spielen kann. Ein kleiner Überblick.
Ein Schritt zurück …
… denn es ist mir wichtig zu erwähnen, dass Age of Sigmar neben den Punktesystemen für den Armee aufbau noch zwei andere Spielmodie hat: Open Play und Narrative Play.
Beim Open Play einigen sich die beteiligten Spieler*innen einfach darauf, dass das, was sie gegeneinander (oder miteinander) ins Feld führen wollen irgendwie halbwegs ausballanciert ist. Das scheint mir eigentlich ein guter Weg zu sein, denn er erlaubt es allen Beteiligten genau das zu sammeln und zu spielen, was sie mögen.
Beim Narrative Play spielt man fertige Kampagnen mit der Aufstellung die die jeweilige Kampagne vorgibt. Das hat den Vorteil, dass man sich darüber gar keine Gedanke machen muss, hat aber den Nachteil, dass man ggf. Minis braucht, die man gar nicht haben möchte.
Ausserdem wird im Generals Handbook explizit erwähnt, dass man sich auch eigene Punkte-Systeme ausdenken kann. So bietet die Summe der Wunden aller Einheiten der Armee auch einen ziemlich guten Anhaltspunkt für ihre Stärke.
Etwas Geschichte
Als Age of Sigmar veröffentlich wurde, gab es zunächst keine Punkte basierten Regel für den Aufbau einer Armee. Man durfte auf den Tisch stellen, was auf den Tisch passt und musste sich irgendwie mit seiner Mitspielerschaft einigen. Das stiess auf wenig Gegenliebe und das erste Generals Handbook 2016 brachte dann ein detailiertes Punktesystem, wie zuvor in Warhammer Fantasy Battle oder Warhammer 40.000, bei dem 2000 Punkte wieder der übliche Benchmark für eine abendfüllende Schlacht waren.
Dabei ist nicht ganz unwichtig zu erwähnen, dass die Punktekosten einer Einheit von der Warscroll losgekoppelt sind. Das finde ich ziemlich gut, weil so die Warscrolls für unterschiedliche Punktesysteme funktionieren. Inzwischen gibt es mindestens drei grosse Systeme.
- Pitched Battles – Detailiertes Punktesystem aus dem Generals Handbook
- Path to Glory – Aus dem Buch „Pfad des Ruhms“ basieren auf Glory Points bzw. sog. Rolls, mit einer starken erzählerischen, aufbauenden Komponente und Einheiten, die im Durschnitt etwas kleiner sind als bei Pitched Battles.
- Skirmish – Aus dem Büchlein „Scharmützel“ basierend auf Reknown Points, das auch sehr kleine Gefechte ermöglicht und das Spiel mit einzelnen Figuren.
Ausfürhliche Erläuterungen mit Vor- und Nachteilen folgen gleich in einzelnen Abschnitten. Für alle System gilt – meiner bescheidenen Meinung nach – aber, dass man, wenn man sich auf Hausregeln einigt, man diese auch flexibel einsetzen kann.
Matched Plays und Pitched Battle Profiles
Die Pitched Battle Profiles sind der „Normallfall“ für den Armeeaufbau innerhalb der Spielergemeinschaft. Schaut man sich online um findet man meist Armeelisten, die auf diesem System basieren. Um Armeelisten damit bauen zu können, kann man entweder den Warscroll Builder benutzen oder man kauft sich das aktuelle Generals Handbook, in dem die jeweiligen Punktekosten drinstehen.
Es gibt aktuell drei Sorten von Gefechten, mit unterschiedlicher Punktzahl und unterschiedlichen Mindestanforderungen …
- Vanguard: 1000 Punkte, min. 1 Leader, min. 2 Battleline-Einheiten, 1,5 Stunden Spielzeit
- Battlehost: 2000 Punkte, min. 1 Leader, min. 3 Battleline-Einheiten, 2 – 2,5 Stunden Spielzeit
- Warhost: 2500 Punkte, min. 1 Leader, min. Battleline-Einheiten, 3 oder mehr Stunden Spielzeit
Mehr Punkte innerhalb einer Warhost-Partie sind natürlich auch jederzeit möglich.
Welche Einheiten Leader und Battlelines sind, ist sowohl im Generals Handbook, als auch im Warscroll Builder hinterlegt.
Die Pitched Battle Profiles basieren am präzisesten auf den Warscrolls, was bedeutet, dass eine ganze Reihe von Einheiten Mindestgrössen haben und es die vielfältigsten Optionen für Ausrüstung und Bewaffnung gibt.
In Matched Plays dürfen 20% der Gesamtpunkte für Alleierte ausgegeben werden. An den Pitched Battle Profiles ist hinterlegt, welche anderen Fraktionen Alleierte sein dürfen. Das sind in der Regel leider deutlich weniger, als man sich vielleicht wünschen würde.
Die Battleplans für Pitched Plays basieren auf den Shattered Dominion Geländeplatten und haben damit in der Regel eine Grösse von 48×72 Zoll.
tl;dr – Pitched Battles
- Vorteil: Grösste Auswahl an Einheiten
- Vorteil: Grösste Anpassbarkeit der Einheiten
- Vorteil: Das am weitesten verbreitete Punktesystem
- Vorteil: Vom Warscroll-Builder unterstützt
- Nachteil: Fraktionsübergreifende Streitmacht stark beschränkt
- Nachteil: 1 Leader und 2 Battleline Einheiten als Steuer
- Nachteil: Sehr grosse Schlachtfelder
- Nachteil: Kürzeste Spiel vermutlich 1,5 Stunden
Path to Glory
Das Sonderbuch „Pfad des Ruhms“ dient explizit dem Zweck, neuen Spieler beim Einstieg in das Spiel eine Möglichkeit zu bieten, schon mit wenigen Miniaturen das Spiel zu beginnen und die eigene Armee, dann im Rahmen einer Kampagne weiter auszubauen.
Path to Glory kommt mit einem eigenen Punktesystem „Glory Points“, die manchmal im Buch auch „Rolls“ genannt werden. Ähnlich wie bei den Pitched Battle Profiles wählt man zunächste eine Allegiance aus und kann aus den meisten Einheiten einer Fraktion eine zunächst sehr kleine Armee aufbauen. Am Ende eines Gefechtes erhalten beide Spieler Glory-Points für die sie ihre Armee weiter ausbauen können.
Als initiale Beschränkung gibt es „nur“, dass eine Kriegschar einen Champion als Anführer braucht. Verfünftiger Weise wählt auch ein bis vier Einheit dazu, aber selbst das ist für das erste Gefecht nicht zwingend. Man kann auch versuchen, nur mit Heldenverbesserungen, die man für Glory Points resp. Rolls kauft das Erste Gefecht zu überstehen.
Ein zentraler Unterschied zu den Pitched Battles ist, dass weitere Einheiten die man der eigenen Kriegsschar nach dem ersten Gefecht hinzufügt nicht die selbe Treuezugehörigkeit haben müssen, sondern nur zum selben Grossbündniss gehören müssen. Das ist eine signifikante Erweiterung gegenüber der eher strengen Regel für Alleierte in Pitched Plays.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass nicht alle Minis und Warscrolls zugelassen sind. Insbesondere die mächtigsten Warscrolls der meisten Fraktionen sind nicht Teil des Pfads des Ruhms.
Die Battleplans für die Pfad des Ruhms Kampagene basieren auf den Shattered Dominion Geländeplatten und haben damit in der Regel eine Grösse von 48×72 Zoll.
tl;dr – Path to Glory
- Vorteil: Die Auswahl an Einheiten ist immer noch relativ gross.
- Vorteil: Eine fraktionsübergreifende Kriegsschar ist machbar.
- Vorteil: Integrierter Modus für Kampagnen und Verbesserungen.
- Nachteil: Die Auswahl an Einheiten eingeschränkt.
- Nachteil: Sehr grosse Schlachtfelder (Standard 48×72).
- Nachteil: Wird nicht vom Warscroll Builder unterstützt.
Skirmish
Noch weiter geht der kleine Ergänzungsband „Scharmützel“. Er hat wiederum ein eigenes Punktesystem, das „Reknown Points“ genannt wird und ist – wie der Name schon sagt – für kleine Scharmützel gedacht. Games Workshop trägt damit der steigenden Popularität von „Skirmish-Games“ innerhalb der Tabletop-Wargamings Rechnung.
Mit ca. 50 Reknow Points lässt sich ein Scharmützel in der Regel in unter einer Stunde durchführen.
Anders als bei den beiden anderen Punktesystemen kann man die Einheiten der eigenen Kriegsschar frei aus der gesamten Grand Alliance wählen, zu der man gehört. Dafür stehen einzelnen Fraktionen aber nur eine sehr kleine, teilweise sehr, sehr kleine Auswahl ihrer Einheiten zur Verfügung. So haben die Moonclan Grots lediglich die Option reguläre Grots und einen Grot Shaman in Feld zu führen. Neben einzelnen generischen Helden fehlen praktisch alle mächtigeren Einheiten, von Behemoths und Kriegsmaschinen mal ganz zu schweigen.
Dafür hat man die Option, nicht nur, wie schon erwähnt frei aus dem gesamten Grossbündniss seine Einheiten zu wählen, sondern das System ist zudem explizit so ausgelegt, dass man seine Kriegsschar aus einzelne Figuren zusammensetzen kann. Es ist also möglich einen Fyreslayer, einen Stormcast Eternal, vier Dryaden und einen Seraphon Skink Priest ins Gefecht zu schicken.
Die Battleplans für die Pfad des Ruhms Kampagene basieren auf einer einzelnen Shattered Dominion Geländeplatte und haben damit in der Regel eine Grösse von 24×24 Zoll, sind also deutlich kleiner als die Spielfelder der anderen beiden Systeme.
tl;dr – Skirmish
- Vorteil: Es ermöglicht sehr schnelle Gefechte.
- Vorteil: Eine fraktionsübergreifende Kriegsschar ist seehr gut machbar.
- Vorteil: Es ist auf sehr kleinen Spielfeldern spielbar.
- Vorteil: Es können auch von Masseneinheiten nur einzelne Figuren gewählt werden.
- Vorteil: Wird vom Warscroll Builder unterstützt.
- Nachteil: Die einsetzbaren Einheiten sind stark eingeschränkt.
Summa Summarum
Age of Sigmar bietet eine ganze Reihe von Punktesysteme bzw. Systemen zum Armeeaufbau. Meiner bescheidenen Meinung nach ist der von Games Workshop bereitgestellte Warscroll Builder allerdings ein so hilfreiches System, dass ich eigentlich initial dazu raten würden eines der beiden von ihm unterstützten Systeme zu verwenden.
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